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Bernhard Florian

Erfahrungen eines Vaters in der Niederhofschule

Aktualisiert: 9. März 2021

Als ich mich aufmachte eine Schule für meine Kinder zu suchen, war mir klar, dass ich das tat, weil ich selbst gerne in eine Schule gegangen wäre, die mich in meinen Entscheidungen unterstützt und mich auf positive Weise an Wissen, aber auch meine Grenzen geführt hätte.


Was mir nicht klar war- was es bedeuten würde die eigenen Kinder als die Ersten von den vergangenen gefühlten sieben Generationen in ein System zu geben, dass ich zu mehr als 100% nicht kannte. Ich hatte damals nur die Vorstellung davon, wie ich es mir ausmalte und was ich mir gefühlt für sie erhoffte.


Nach Hospitationen und einigen Gesprächen mit dem pädagogischem Team der Niederhofschule war für mich - mit "Herzerln in den Augen“ - klar, dass mein Sohn in die Niederhofschule gehen würde. Nebenbei erwähnt gab es damals noch mehrere Gründe, warum es darüber wenig Zweifel gab, da wir als Super-Patchwork-Familie unseren Lebensmittelpunkt von Salzburg auf den Niederhof verlegten.


Nach etwas chaotischer Ankunft mit hochschwangerer Frau und Renovierungsarbeiten am Haus, beschäftigten mich innerlich in erster Aufruhr große Kleinigkeiten wie z.B., dass meine Kinder ja möglicherweise diesen für mich damals grauslichen „Wiener Dialekt“ annehmen würden... war das ein kleines Detail, das ich in all den Überlegungen übersehen hatte? Für mich war Niederösterreich gleich Wien und umgekehrt, nur die Gegend hier in Lilienfeld schmeichelte meinem verwöhnten Auge aus westlichen (tirolerischen) Gefilden. Wie die meisten Erwachsenen verfügte ich damals noch stärker als heute über ein ganz tolles (Ver)Urteilungsvermögen.


Es sollte sich jedoch herausstellen, dass mir noch massiv andere „Details“ abhanden gekommen waren, denn die ersten eineinhalb Jahre hatte ich wirklich Stress damit, ob meine Kinder an dieser Schule schon auch etwas lernen würden... und nicht nur das- würden sie auch dem gesellschaftlichen Druck, gegenüber den Großeltern etc. bestehen? Oder besser noch, würde ICH diesem Druck standhalten können, der auch auf mir lastete? Was, wenn mein Kinder mir später deshalb irgendwelche Vorwürfe machen würden, weil ich sie nicht an eine ordentliche Schule geschickt hatte? Fragen über Fragen tauchten immer wieder auf und das, so stellte sich heraus, war aber auch gut so, denn ich musste und durfte mich damit bei Elterngesprächen mit dem Schulteam konfrontieren und das tat rundum gut. Nicht nur, weil ich und mein Umfeld langsam lernten uns innerlich zu entspannen, sondern, weil mich doch auch immer wieder Aussagen von erfahreneren Eltern beruhigten, dass die Kinder das schon machen werden, wenn man sie nur lässt und positiv und ohne Druck begleitet.


Puh, mit keinem Druck- das war und ist manchmal immer noch eine Herausforderung. Was bedeutet "kein Druck" und wo sind Grenzen, gibt es diese überhaupt dann noch?! Und wo sind überhaupt meine eigenen?! Kenne ich eine Welt ohne Druck von außen überhaupt?

Zu den Grenzen nur kurz, damit ich wieder zum Wesentlichen zurückkehre: Ja, es gibt Grenzen, wenn sie gemeinsam erfühlt und beschlossen werden... und dazu braucht es auch viel Mitgefühl von uns selber für uns selbst! Ein Prozess, für den ich nach wie vor unglaublich dankbar bin und den ich in der Schule bei Kindern und Begleitern immer wieder beobachten kann/ darf.


Und nebenbei, ich finde gar nicht mehr, dass "niederösterreichisch" "wienerisch" klingt und meine Kinder, wenn sie wollen, können gern verschiedene Dialekte kennen und sprechen lernen.


Das, was ich aber zum Schluss noch erzählen möchte, ist eines dieser „Details“, die mir anfänglich vom Schulteam mitgeteilt wurden. Dieses kam genau dann wie ein klares Bild aus meiner Erinnerung hoch, an dem Tag, als es sich realisierte.

Nämlich der Satz: „Du wirst sehen, wenn dein Sohn mal so 10, 11 oder 12 Jahre alt ist, je nach dem, dann wird er selbst wählen weniger Fußball zu spielen oder was auch immer er gerne macht. Dann wird er sich hinsetzten und freiwillig, mit eigenem Tempo und aus eigenem Interesse beginnen die Dinge zu tun, die er braucht um auch auf "dieser kognitiven Ebene" weiter zu kommen und zu lernen. Denn bei den meisten Kindern, speziell bei den Buben, ist das Gehirn erst dann so richtig bereit dafür".


Dafür möchte ich euch Eltern, ob Pädagoginnen oder nicht, ob erfahren oder nicht, sehr danken- dass wir diese Details miteinander teilen. Danke!



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